Das "Netzwerk Neue Töne" beim 31. Deutschen Evangelischen Kirchentag
Ein Beitrag zum Kulturprogramm der Stadt Köln zum 31. Deutschen Evangelischen Kirchentag (6. - 10. Juni 2007). Gesamtkonzeption, Dramaturgie und Kompositionen: Bernhard König.
Ein Dreivierteljahr lang haben Chorsängerinnen und -sänger, Musiker und Theologen, geistig behinderte und nichtbehinderte Akteure in mehr als 40 Workshops sowie in mehreren, eigens gegründeten Projekt-Ensembles nach neuen Tönen für die Kirche geforscht. Das Ziel: dem herkömmlichen musikalischen Kirchentagsgeschehen eine experimentelle Alternative zur Seite zu stellen. Die Ergebnisse dieses abenteuerlichen Prozesses wurden beim Kirchentag in mehreren Großveranstaltungen und Konzerten präsentiert.
Wie klingt es, wenn Hunderte Bläserinnen und Bläser miteinander musizieren – und jeder einzelne bleibt dabei Solist, findet sein eigenes Zeitmaß und entscheidet selbst, wann er einsetzt? Wie klingt es, wenn ein gemischter Chor nicht streng nach vorgegebener Partitur singt, sondern wenn jedes Chormitglied seine eigenen Ideen mit in die Probe einbringen kann? Wie klingt es, wenn christliche, islamische und konfessionslose Kinder gemeinsam geistliche Musik erfinden? Oder wenn geistig behinderte Musikerinnen und Musiker zusammen das Kirchentagsmotto trommeln?
Ein Dreivierteljahr lang waren der Komponist Bernhard König und seine Mitstreiter im Auftrag des Kulturbeirats der Evangelischen Kirche im Rheinland unterwegs. Ihre Mission: Dem herkömmlichen musikalischen Kirchentagsgeschehen eine rheinisch-experimentelle Alternative zur Seite zu stellen. In mehr als 40 Workshops, in engem Dialog mit vielen Theologinnen und Theologen, in Kooperationen mit Gemeinden und Bildungseinrichtungen sowie in einem eigens für den Kirchentag gegründeten, generationsübergreifenden Projektchor wurde gemeinsam nach neuen Tönen geforscht: Nach einer zeitgemäß „reformatorischen“ Kirchenmusik, die sich strikt am theologischen Inhalt orientiert – auch da, wo er unbequem oder sperrig ist. Die allen eine Chance zur Beteiligung bietet – egal, ob jung oder alt, behindert oder nichtbehindert, fromm oder zweifelnd.
Für die meisten der zahlreichen Workshopteilnehmer und Mitwirkenden war es die erste aktive Begegnung mit zeitgenössischer Musik überhaupt. Eine Begegnung, die manche geärgert, viele überrascht, einige tief bewegt und wohl niemanden kalt gelassen hat: So konnte ein und dasselbe Stück an einem Tag für überschäumende Fröhlichkeit in der Chorprobe, am nächsten Tag für heftigen Streit im Pfarrkonvent sorgen.
Beim Kirchentag selbst konnten die Ergebnisse dieses abenteuerlichen Prozesses auf vielfältige Weise erlebt werden: In der „Halle der Kirchenmusik“ und in der Straßenbahn. Beim „Offenen Singen“ und im Open-Air-Konzert. Oder, gleich zu Beginn: In der Eröffnungsveranstaltung des Kirchentags auf dem Kölner Rathausplatz.
Ausgewählte Pressestimmen
Der „Straßenbahn-Tango“, Nummer 121 aus dem offiziellen Liederbuch zum Kirchentag hat schon jetzt das Zeug zum Klassiker. Vor allem wird er als das ehrlichste Kirchenlied aller Zeiten in die Annalen eingehen.
(taz, die Tageszeitung, vom 6. Juni 2007)
Das Feierabendmahl des Kölner Kirchentages trägt den Titel „taktlos“. (...) Taktlos ist auch die liturgische Musik von Bernhard König – die Taktstriche fehlen, der zunächst vertraute, homophone Gemeindegesang löst sich plötzlich auf und alte Hörgewohnheiten werden auf die Probe gestellt.
(Deutschlandradio Kultur, „Aus Religion und Gesellschaft“, 16. Juni 2007)
Die rund 200 Kirchentagsbesucher, die die anderhalbstündige Inszenierung aus Respekt vor den Ermordeten im Stehen erleben, sind von der sinnlichen Veranstaltung aus Wort, Gestik und Ton sehr berührt, das sieht man ihren Gesichtern an.
(Kölner Stadt-Anzeiger, 7./8. Juni 2007)
Kirchentag ist manchmal wie Kindergarten. „Dummdidi. Tschsch: Und nun pfeifen wir auf die Globalisierung“, ruft eine Frau von der Bühne. Ein paar tausend Protestanten spitzen die Münder. Ein paar andere tausend blicken ratlos um sich.
(Tagesspiegel, 9. Juni 2007)
Die Akzeptanz und Verbreitung von Neuer Musik wäre wohl besser gewährleistet (...), wenn sie in den Alltag vieler Menschen Eingang finden würde – z.B. in Form von Kirchenmusik. Die Evangelische Kirche in Deutschland scheint diesen Weg aktiv zu gehen: im Mittelpunkt von insgesamt über 40 Kompositionsworkshops zum Deutschen Evangelischen Kirchentag 2007 standen Gemeinden, Bildungseinrichtungen, Chöre und Musikgruppen.
(Constanze Wimmer: „Lauschen – Hören – Gestalten. Kompositionsprojekte mit Laien und MusikschülerInnen in Europa“ In: Österreichische Musikzeitschrift, 11-12/2007)
Herz des alten, jüdischen Kölns; regionale Schaltzentrale der Nazis; Schauplatz gegenwärtiger und künftiger Gedenkkultur: Viele Geschichten, viel Geschichte verbirgt sich unter den Steinen des Kölner Rathausplatzes. Das „Gedenken zu Beginn“ will Verschüttetes, Vergrabenes zu Tage fördern und der Frage nachgehen: Wie kann Andenken bewahrt werden, wenn Zeitzeugenschaft zunehmend zur Ausnahme wird und - was eben noch erschreckend nah war - zu einer von vielen Gesteinsschichten unserer Vergangenheit zu werden droht?
Für die Gedenkveranstaltung „… nimm Steine und bau mir ein Haus“ zur Eröffnung des Kirchentags haben Bernhard König und Matthias Gräßlin eine musikalisch und choreographisch inszenierte Lesung konzipiert. Textgrundlage sind die von Günther B. Ginzel und Barbara Becker-Jàkli publizierten Zeitzeugenberichte Kölner Jüdinnen und Juden über die Zeit zwischen 1930 und 1950.
Mitwirkende „Unter den Steinen“
Alexandra Naumann und Erwin Aller, Gesang
Christoph König, Violine
Miroslaw Tybora, Akkordeon
Stefanie Theisinger, Turmglockenspiel
Projektchor „Neue Töne Rhein-Sieg“ (Ltg: Brigitte Rauscher)
Saxophonensemble der Rheinischen Musikschule (Ltg.: Thomas Gebhard)
Elisabeth von Alvensleben, Organisation DEKT
Martina Gerhardt, Organisation Rathaus
Stefanie Theisinger, Produktionsassistenz
Bernhard König, Textbuch und Komposition
Matthias Gräßlin, Regie und Choreographie
Konzeption Gesamtveranstaltung:
Anne Gidion, Günther Bernd Ginzel, Bernhard König, Dr. Ellen Ueberschär
Pressestimmen "Unter den Steinen":
Das Herz des jüdischen Lebens in Köln hat viele Jahrhunderte lang am Rathausplatz geschlagen. (...) Hörbar und begreifbar werden die Botschaften „unter den Steien“n beim „Gedenken zu Beginn“, mit dem der Kirchentag traditionelle die Erinnerung an Verfolgte und Opfer des Naziregimes pflegt. (...) Der Musiker Bernhard König mit vielen Teilnehmern des Projekts „Neue Musik“ und der Publizist Günther Bernd Ginzel haben Menschen unterschiedlicher Herkunft ermuntert, an der Spurensuche teilzunehmen (...). Erinnerungen von Zeitzeugen werden vorgelesen, musikalisch oder szenisch dargestellt. Mundharmonikaspiel, das eine aus Köln geflohene Jüdin noch als alte Frau in Israel an ihre Kinderzeit erinnert hat, oder Karnevalslieder, die Verfolgte und Vertriebene immer mit schönen Erlebnissen in Köln verbunden haben, mischen sich in die Schilderung der Vernichtung. Dazu klingen die Glocken des Ratsturmes, aus den Fenstern erschallen Saxophontöne. (...) Geistig behinderte Mitglieder des Ensembles Maul&Trommel fassen das Unsagbare in Töne.
(Kölner Stadt-Anzeiger, 5. Juni 2007)
Vom Turm ertönt ein Glockenspiel, dazwischen mischt sich leiser A-capppella-Gesang, der das Karnevalslied „Wir sind die Eingeborenen von Trizonesien...“ anstimmt. Dann wird der Freudengesang von einem Chor überlappt, dessen bedrückender Tonfall bald den ganze Platz erfüllt: „Blumenthalstr. 15, Aachener Str. 25, Am Weidenbach 4.“ – Adressen verfolgter, geflüchteter und ermordeter Juden, an deren ehemaliges Zuhause nur noch ein paar Steine erinnern. (...) Der Musiker Bernhard König und der Publizist Günther Bernd Ginzel haben für die traditionelle Kirchentags-Auftaktveranstaltung „Gedenken zu Beginn“ auf dem Kölner Rathausplatz Erinnerungen von Zeitzeugen der Nazizeit gesammelt und ihnen eine symbolische Form des Gedenkens gegeben. (...) Die bewegenden, lustigen, ermunternden und tieftraurigen Berichte der Verfolgung und Vernichtung der Juden zur Nazizeit sollen dadurch greifbarer – und damit vielleicht begreifbarer – werden. (...) Texte von Zeitzeugen beschreiben, wie sehr die verfolgten Juden den rheinischen Frohsinn geliebt haben. „Mein Vater war ein echter Kölscher, ging zu den Gürzenichkonzerten, liebte den Karneval“ heißt es beispielsweise. Oder es wird von einer Zeitzeugin beirchtet, die Jahrzehnte nach ihrer Auswanderung nach Israel plötzlich die Arme hebt und singt:; „Kölsche Mädchen könne bütze“. (...) Die rund 200 Kirchentagsbesucher, die die anderhalbstündige Inszenierung aus Respekt vor den Ermordeten im Stehen erleben, sind von der sinnlichen Veranstaltung aus Wort, Gestik und Ton sehr berührt, das sieht man ihren Gesichtern an.
"Blas den Staatschefs den Marsch! Pfeif auf die Globalisierung! Oder sing mit Tausend anderen deine ganz persönliche Zukunftsmusik – von einer besseren, gerechteren Welt!. G8: Vom tiefen G zum hohen g. Wir schicken eine Oktave nach Heiligendamm: So laut oder leise, so melancholisch oder grotesk verzerrt, wie es die Weltlage erfordert."
So stand es in der Vorankündigung zur Aktion "G8" im Rahmen des Open-Air-Konzertes "Die Macht der Würde. Globalisierung neu denken" auf dem Kölner Roncalliplatz. Die Kundgebung mit rund 10.000 Zuschauern und prominenten Podiumsteilnehmern wie Desmond Tutu wurde in der Presse zu einer der meistbeachteten Kirchentagsveranstaltungen - und unsere Aktion "Gib8!" zu einem gewaltigen Flop. Zumindest in der öffentlichen Resonanz: Den wenigsten politischen Berichterstattern erschloss sich der satirisch-ironische Charakter unserer musikalischen Einlagen - und so wurde unsere Darbietung nun ihrerseits zum Gegenstand von Spott und Satire: "Kirchentag ist manchmal wie Kindergarten" (s.u., Pressestimmen).
Mitwirkende „Gib8!“:
Alexandra Naumann, Gesang und Moderation
Bernhard König, Konzpet und Moderation
Reiner Witzel, Baritonsaxophon
Pressestimmen "Gib 8":
Kirchentag ist manchmal wie Kindergarten. „Dummdidi. Tschsch: Und nun pfeifen wir auf die Globalisierung“, ruft eine Frau von der Bühne. Ein paar tausend Protestanten spitzen die Münder. Ein paar andere tausend blicken ratlos um sich. Es ist Donnerstagabend auf dem Roncalliplatz in Köln. Hinter der Bühne ragt wie ein Gebirge der Kölner Dom in den abendblauen Himmel. (...) Seitlich prunkt das Dom-Hotel mit lässigem Luxus und Edelboutiquen. In Rostock hätte man Absperrgitter davorgestellt. Dummdidi. Tschsch. Pfiff. In Köln hat man subtilere Waffen.
(Tagesspiegel, 9. Juni 2007)
Und jetzt alle: Pfeifen auf die Globalisierung! Die Sängerin vom Netzwerk Neue Töne macht es vor: Erst ein tiefes G, dann das G acht Töne höher: G8 eben. Dum – dimdim! Jetzt den Politikern Dampf machen: Tsch! Schließlich der Pfiff! Echt kritisch kommt das rüber, und wer von den geschätzten 10.000 Christenmenschen genauso über den G-8-Gipfel denkt, macht mit.
(Süddeutsche Zeitung, 9./10. Juni 2007)
Manchmal ist es besser, nicht zu viel zu erwarten. Der „Ruf an den G8-Gipfel in Heiligendamm“ stand am Donnerstagabend auf dem Programm des Evangelischen Kirchentages. Rund 10.000 Besucher waren deshalb auf den Roncalliplatz geströmt (...). Doch der eigentliche „Ruf“ gen Norden fiel zahm aus. Botschaften wie etwa „Bewahrt die Erde vor dem Klimakollaps“ oder „g-g-gerechte G-G-Globalisierung“ wurden von den Besuchern schief im Chor gesungen. Zisch- und Pfeiflaute hatte das Publikum vorher dazu einstudiert. Zwei Kirchentagsbesucher aus Leipzig und Marburg motzten: „Unsere Gegner nehmen uns doch jetzt nicht mehr ernst!“
(Kölnische Runschau, 9./10. Juni 2007)
Was hätten die Mächtigen der Welt gehört, hätten sie den „Ruf an den G-8-Gipfel“ vom Kölner Roncalliplatz vernommen? Vor der Veranstaltung gesammelte Statements zum Beispiel, die spontan vertont und vom Publikum im Chor gesungen wurden: „Bewahrt die Welt vor der Klimakatastrophe.“ Oder den Ruf nach „g-g-gerechter G-G-Globalisierung“, dazu eigens einstudierte gemeinschaftliche Pfeif- und Zischgeräusche – um den Großen in Heiligendamm „den Marsch zu blasen“ und „Dampf zu machen“. (...) Dass der groß angekündigte Appell des Kirchentags an den G-8-Gipfel ein ernsthaftes Anliegen hatte und vor allem ernst genommen werden wollte, geriet angesichts der teilweise fast kindischen Darbietungen in den Hintergrund (...) „Was waren das noch für Zeiten“, damals, als 1983 in Köln 500.000 Menschen gegen den Kalten Krieg auf die Straße gingen. „Dagegen ist das heute nur ein kümmerliches Remake“, meint Ernestine Ebert-Menhard von der Marburger Friedensinitiative.
(Kölner Stadtanzeiger, 9./10. Juni 2007)
Mit dümmlichen Parolen („Wir pfeifen auf die Globalisierung“ und infantilen Gesten („Wir blasen den G8-Teilnehmern den Marsch“) war der Abend im Schatten des Doms so weit entfernt vom Kirchentagsmotto wie sonst kaum eine Veranstaltung: läppisch und krampfig und schaler.
(Kölner Stadtanzeiger, 11. Juni 2007)
Der „Ruf nach Heiligendamm“: Groß angekündigt, aber mit Pfeif- und Nachsing-Aktionen ein bisschen albern. Ob Merkel & Co. diesen Ruf wohl gehört haben?
(Express, 11. Juni 2007)
Freitag, 8. Juni, 11.00h – 13.00h, Halle der Kirchenmusik
Eine Messehalle wird zum Klingen gebracht – mit ebenso einfachen wie wirkungsvollen Chor- und Bläserimprovisationen. Ob erfahrene Trompeterin oder begeisterter Unter-der-Dusche-Sänger: Beim Straßenbahntango oder bei der großen Messehallen-Liederlandschaft kann jede(r) mitmachen!
Einer der Höhepunkte des Programms: Die gemeinsame Uraufführung der Kollektiv-Komposition „Sätze schwätzen, Laute schmecken, Träume singen“ – ein musikalischer Schnelldurchlauf durch drei Tage Bibelarbeit!
Jan Schneider, Trompete
Doris Röskenbleck, musikalische Leitung Bühnenchor
Rüdiger Hille, musikalische Leitung Bläser
Brigitte Rauscher und Hans-Georg Jaspers, Co-Dirigenten Publikum
Anne Benjes, Organisation DEKT
Stefanie Theisinger, Produktionsassistenz
Anna Ikramova und Barbara Bannasch, konzeptionelle Mitarbeit
Alexandra Naumann, Gesang und Moderation
Bernhard König, Konzept und Moderation
Pressestimmen "Posaunenlandschaften...":
(...) In der Halle der Kirchenmusik brachte unterdessen der Projektchor „Neue Töne Rhein-Sieg“ die Gäste in Schwinung. Unter der Leitung des Hennefer Musikers Bernhard König und der Sängerin Alexandra Naumann probte der Chor mit dem Publikum die musikalische Umsetzung des Kirchentagsmottos „Lebendig und kräftig und schärfer“. Die pure Freude an der Musik war auch den geistig behinderten Musikern der Diakonie Michaelshoven anzumerken.
Bonner Generalanzeiger, 9./10. Juni 2007
Musik war das verbindende Element dieses Kirchentags. Ob in den Messehallen oder in der Innenstadt, überall sang und klang es. Straßenmusiker gaben kleine spontane Konzerte, Podiumsdiskussionen wurden durch musikalische Einspielungen aufgelockert, „Offene Singen“ luden jeden Tag um die Mittagszeit zum gemeinsamen Musizieren und Besinnen ein. Spannende Projekte wie Papphockertrommeln und Rolltreppengesang sorgten für neue Akzente und Eindrücke.
(Kölner Stadt-Anzeiger, 11. Juni 2007)
Freitag, 8. Juni, 20.00h – 22.00h, Halle der Kirchenmusik
Zusammen feiern und dabei zugleich in einem musikalischen "Gesamtkunstwerk" mitwirken: Traditionelle und neue Klänge verleihen diesem zentralen Gottesdienst für die Bläser- und Sängerchöre des Kirchentags eine eigene Farbe. Taktlos ist die Hauptfigur des Predigttextes (Matt. 15, 21-28). Und in „taktlosen“ Gesängen können die alten liturgischen Formeln – vom Gloria Patri bis zum Schlusssegen – musikalisch neu erlebt werden: Als gemeinsames Aufatmen, Sich-Einhören, Aufeinander-Einstimmen.
Mitwirkende "Taktlos":
Liturgie:
Solisten des Ensembles „Maul&Trommel“ der Diakonie Michaelshoven
Bläserchor des Ev. Posaunenwerks Bremen
Projektchor „Neue Töne Rhein-Sieg“
Evangelische Kirchenchöre Rösrath
Chor „Lampenfieber“, Bergisch Gladbach
Chor der Apostelnkirche Bochum-Querenburg
Anne Benjes, Organisation DEKT
Bernhard König, Komposition Liturgie
Rüdiger Hille und Sigrid Wagner-Schluckebier, Musik
Dr. Martin Evang und Susanne Kayser, Predigt und Liturgie
Pressestimmen "Taktlos":
Der 31. Evangelische Kirchentag weist auf musikalischer Ebene einige Überraschungen auf: Nicht nur geistliche Lieder, Gospelchöre und choräleblasende Posaunenchöre gibt es zu hören, sondern auch Werke von John Cage oder Karlheinz Stockhausen. Komponist Bernhard König präsentiert mit dem Netzwerk Neue Töne schräge Musik auf dem Kirchentag. Am Freita gfindet eine Aufführung experimenteller liturgischer Gesänge statt: das „Feierabendmahl für Sänger- und Bläserchöre“. König stammt selbst nicht aus der Kirchenmusik, dennoch hat er sich in die Liturgie und ihre Bedeutung eingearbeitet.
(WDR 3, Resonanzen, 6. Juni 2007)
„Ich hab mich gar nicht wohl gefühlt mit diesem Durcheinander-Singen, das fand ich schon sehr gewöhnungsbedürftig für meine Ohren und auch fürs Inhaltliche von diesen heiligen Texten, wenn man das so vermischt singt – das hat mir nicht gefallen. Es war Chormusik angesagt, und da denkt ich, da singt man miteinander und nicht jeder für sich.“
„Das find ich toll, weil ich bin auch nicht so der große Sänger, und da find ich das schön, weil da kriegt man das nicht so mit, wenn einer verkehrt singt – gerade in ner Gemeinde, weil viele halten sich zurück, weil sie Angst haben, verkehrt zu singen, und das fand ich richtig schön. Das war richtig dieses Rufen nach Gott – das hat man so richtig miterlebt, dass jeder für sich wirklich Gott anbetet, auch im Gesang.“
„Für mich war das ein ganz besonderer Gottesdienst – sehr feierlich, und teilweise hab ich Gänsehaut bekommen.“
(Besucher-O-Töne, zititert nach: Deutschlandradio Kultur, „Aus Religion und Gesellschaft“, 16. Juni 2007)
Musik zum Mitsingen, Komponistengespräche und Schüler-Uraufführungen
Bekanntes oder Unbekanntes? Selbst komponieren oder fertige Lieder singen? Fetzige Rhythmen oder eigene Klangexperimente? In dieser Veranstaltung kann man sehr unterschiedliche Konzepte kennen lernen – vom Pop-Liedermacher bis zum klassischen Kinderchor.
Mit dabei: Die Dritt- und Viertklässer der Katholischen Grundschule Frankenforst (Bergisch Gladbach), die in den zurückliegenden Wochen selbst komponiert haben – angeleitet durch Komponisten und Musikerinnen des Kölner Büros für Konzertpädagogik und der ebenfalls in Köln ansässigen musikFabrik. Zusammen mit Helmut Bieler-Wendt vom Darmstädter Institut für Neue Musik und Musikerziehung als Podiumsteilnehmer vertreten sie das „Netzwerk Neue Töne“ und seinen Ansatz eines kreativ-handlungsorientierten und experimentellen Musizierens mit Kindern.
Mitwirkende "Singen mit Kindern":
Ulrike Gruner, Moderation
Alexandra Naumann, Gesang
Hartmut Deutsch und Bernhard König, Konzeption
Helmut Bieler-Wendt
Ralf Grössler
Detlev Jöcker
Gerd-Peter Münden, Podiusmteilnehmer
Jugendkantorei der Braunschweiger Domsingschule
Kompositionswerkstatt plug-in an der KGS Frankenforst
Kernstück des Projektes war eine Sammlung von “Experimentellen Gesängen”: Schlichte einstimmige Gesänge, die äußerlich der gewohnten Form eines Gesangbuch-Liedes entsprechen, zugleich aber durch eine besondere Regieanweisung, eine ungewohnte Art der Stimmgebung oder des Zusammensingens vom üblichen Kirchengesang wegführen.
Moderationstexte zu den „Liturgischen Gesängen“ (Martin Evang und Bernhard König)
Pressestimmen „Experimentelle Gesänge“:
Der „Straßenbahn-Tango“, Nummer 121 aus dem offiziellen Liederbuch zum Kirchentag hat schon jetzt das Zeug zum Klassiker. Vor allem wird er als das ehrlichste Kirchenlied aller Zeiten in die Annalen eingehen. Kölner Straßenbahnfahrgäste, die nicht auf das Ende des kräftigen Geschallers warten wollen, kontern am besten in der Sprache der Kirchentagsbesucher – mit Lied 117: „Bewahre uns Gott / sei mit uns in allem Leiden...“
(taz, die Tageszeitung, vom 6. Juni 2007)
Das Feierabendmahl des Kölner Kirchentages trägt den Titel „taktlos“. (...) Taktlos ist auch die liturgische Musik von Bernhard König – die Taktstriche fehlen, der zunächst vertraute, homophone Gemeindegesang löst sich plötzlich auf und alte Hörgewohnheiten werden auf die Probe gestellt.
(Maria Riederer in: Deutschlandradio Kultur, „Aus Religion und Gesellschaft“, 16. Juni 2007)
Theatermacher und Dozent für kulturelle Bildung. Geboren 1964, aufgewachsenen in Westfalen, lebt in Bielefeld. Freie künstlerische Ausbildung mit den Schwerpunkten Theater und performance neben der Ausbildung zum Erzieher und dem Sozialpädagogikstudium. Lern- und Arbeitsbegegnungen mit Else Natalie Warns, Christoph Riemer, Katya Delakova, José Posada, Augusto Boal und Yoshi Oida waren dabei maßgebliche Stationen. Seit 1994 Leitung der Theaterwerkstatt Bethel, einer Einrichtung der von Bodelschwinghschen Anstalten Bethel, die Menschen, die in Bethel leben, arbeiten, lernen oder zu Gast sind, Raum und Unterstützung für ihre Theaterarbeit bietet. (www.bethel.de)
Alexandra Naumann
geb.1967, Sängerin, Arrangeurin , Komponistin und Bandleaderin. Studium Jazz-Gesang an der Musikhochschule Köln. Diverse Produktionen als Solo-Sängerin und Performerin u.a. mit Markus Stockhausen, Tony Oxley, Jerry van Rooyen und der WDR-Bigband, dem Vienna Art Orchestra oder dem Schweizer Klarinettisten Claudio Puntin. Alexandra Naumann ist als freie Gesangspädagogin und Chorleiterin sowie Dozentin für Gesang an der Musikhochschule Köln tätig. (www.alexandra-naumann.de)
Barbara Bannasch
Geb. 1962 in Karlsruhe, aufgewachsen in Jülich, Dallas, Texas (USA). Seit 1982 in nebenberuflichen kirchenmusikalischen Dienst. Studium der Musikwissenschaft, Philosophie und Skandinavistik in Köln; Kompositionsstudium bei Georg Kröll.
Martin Evang
geb. 1957 in Remscheid, 1988 Promotion zum Dr. theol. mit einer Arbeit über Rudolf Bultmann, Seit 2005 Landespfarrer in der Arbeitsstelle Gottesdienst der Ev. Kirche im Rheinland in Wuppertal. Verheiratet, drei Kinder; passionierter Chorsänger und Radfahrer.
Rüdiger Hille
geb. 1964. Studium Hauptfach Trompete und Religionspädagogik in Darmstadt. Von 1990 - 1995 Landesposaunenwart der Nordelbischen ev-luth. Kirche, seit 1995 Landesposaunenwart des Ev. Posaunenwerkes Bremen.
Anna Ikramova
Geb. 1966 in Balashicha (bei Moskau). Sie studierte Komposition, Klarinette und elektronische Komposition in Moskau und Essen. Seit 1994 ist sie als Kirchenmusikerin und freischaffende Komponistin tätig.
Hans-Georg Jaspers
ist Rektor der Katholischen Grundschule Frankenforst, Bergisch Gladbach. Förderung durch Musik ist sein großes Anliegen als Lehrer. In seiner Freizeit leitet Hans-Georg Jaspers den gemischten Chor „Lampenfieber“.
Elisabeth Kley
Instrumentalpädagogin, Violinistin, Clown, szenische Kammermusik, Autorin von Musiktheater für Kinder
Melvyn Poore
setzt seine Talente in das Musikleben als Instrumentalist, Komponist, Improvisator, Elektroniker, Sound Designer, Klangregisseur, Musikvermittler ein. Er ist als Solist um die Welt gereist, ist Mitglied einiger sehr unterschiedlicher Ensembles (z.B. musikFabrik, Zeitkratzer) und schreibt momentan ein Buch über sein Hauptinstrument, die Tuba.
Brigitte Rauscher
in Curitiba / Brasilien geboren. Studierte Klavier, Orgel, Kirchenmusik und Psychologie. Seit 2001 Kantorin der Evangelischen Kirchengemeinde Troisdorf und Kreiskantorin des Kirchen-kreises an Sieg und Rhein.
Doris Röskenbleck
studierte in Essen an der Folkwang-Hochschule Kirchenmusik und ist seit 1991 evangelische Kirchenmusikerin in Rösrath.
Bettina Strübel
studierte an der Kölner Musikhochschule Kirchenmusik und in Hamburg Orgel (Konzertexamen). Seit Oktober 1995 ist sie als Kantorin in Leichlingen tätig. Einen Schwerpunkt ihrer Tätigkeit bildet die chorische Arbeit mit Chören verschiedener Alters- und Leistungsstufen. Außerdem gibt sie Orgelkonzerte im In- und Ausland.
Stephanie Theisinger
Geb. 1982 in Riedlingen, studiert derzeit Musik und Mathematik auf Lehramt an der Universität zu Köln.
Julia Wieneke
ist seit dem Frühjahr 2007 freie Mitarbeiterin im Büro für Konzertpädagogik in Köln. Die diplomierte Geigenlehrerin promoviert zur Zeit im Fachbereich Musikpädagogik.
Die Projektensembles
Projektchor Neue Töne Rhein-Sieg
Gemischter Chor – das bedeutet normalerweise: Vier Notenzeilen mit Taktstrichen. Vier Gruppen von Sängerinnen und Sängern, sortiert nach Stimmlage. Und dann: Viel üben, gemeinsam atmen, gut aufeinander hören. Auch im Projektchor Neue Töne Rhein-Sieg wurde viel geübt, gemeinsam geatmet, gut aufeinander gehört. Aber an die Stelle der Notenzeilen und der Taktstriche traten andere, freiere Formen des musikalischen Miteinanders: Spielregeln, Improvisationsmodelle, mündliche Absprachen. Auf solche Weise zu singen, kann (gerade für routinierte Choristen) anfangs durchaus eine Herausforderung sein – und setzt mitunter ungeahntes musikalisches Potential frei. Neue Töne Rhein-Sieg wurde als zeitlich begrenzter, gemeinde- und generationsübergreifender Chor eigens für das Projekt „Netzwerk Neue Töne“ zum Kirchentag 2007 gegründet. Der Chor wird geleitet von Bernhard König und Brigitte Rauscher (Musik) sowie von Matthias Gräßlin (Choreographie) und logistisch unterstützt durch die evangelischen Kirchengemeinden Troisdorf und Hennef.
Bei seinen Auftritten im Rahmen des Kirchentags wird der Projektchor durch weitere Chöre unterstützt, die sich in zeitgleichen Workshops ebenfalls auf das Abenteuer „Neue Töne“ eingelassen haben: die Evangelischen Kirchenchöre Rösrath (Ltg.: Doris Röskenbleck), der Bergisch Gladbacher Chor „Lampenfieber“ (Ltg.: Hans-Georg Jaspers) und der Chor der Apostelnkirche Bochum-Querenburg (Ltg.: Anna Ikramova).
Ensemble Maul&Trommel der Diakonie Michaelshoven
Als weitere Initiative des Netzwerks Neue wurde in Kooperation mit der Diakonie Michaelshoven das Ensemble Maul & Trommel gegründet. Über ein halbes Jahr lang haben die Sängerin Alexandra Naumann und der Komponist Bernhard König den geistig behinderten TrommlerInnen und SängerInnen regelmäßige Besuche abgestattet und versucht, in Einzel- und Gruppenproben ihr stimmliches Potential und ihre individuellen Ausdrucksformen kennen zu lernen. So entstanden allmählich, in einem langen Prozess des Suchens, Forschens, Sich-Beschnupperns, kleine musikalische Bausteine, die diesem wunderbaren Ensemble auf den Leib geschrieben sind und im Rahmen des Kirchentags erstmals öffentlich präsentiert werden.
Seitens der Diakonie Michaelshoven wird das Ensemble Maul & Trommel von Anne Geburtig, Monika Ruffert und Christine Schneider betreut.
Die Kompositionswerkstatt plug-in
Die Kompositionswerkstatt plug-in (Rahmenprogramm "Singen mit Kindern") wurde betreut von:
Bernhard König, Julia Wieneke (Büro für Konzertpädagogik)
Christine Chapman, Melvyn Poore (musikFabrik)
Elisabeth Kley, Katharina Schaal (Streichergruppe KGS Frankenforst / Musikschule BGL)
Hans-Georg Jaspers (KGS Frankenforst)
Stefanie Theisinger, Produktionsassistenz
plug-in ist ein Kooperationsprojektes von musikFabrik und Büro für Konzertpädagogik, gefördert durch die RheinEnergieStiftung Kultur.