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alte stimmen (2010-2012):

Ein künstlerisches und soziokulturelles Forschungsprojekt

Projektauftrag der Addy-von-Holtzbrinck-Stiftung Stuttgart.
In Zusammenarbeit mit dem Büro für Konzertpädagogik, der Volkshochschule Köln, der Philharmonie Köln, dem Generationenzentrum Sonnenberg, dem Hospiz Stuttgart, den Neuen Vocalsolisten, Uwaga!, Musik der Jahrhunderte Stuttgart und dem Studiengang Elementare Musikpädagogik der Hochschule für Musik Stuttgart. In Kooperation mit "Alte Stimmen Troisdorf" (Leitung: Brigitte Rauscher).
Projektleitung Köln: Ortrud Kegel, Bernhard König und Alexandra Naumann. Projektleitung Stuttgart: Bernhard König. Projektassistenz: Patrizia Birkenberg, Bettina Wackerbarth und Monika Winterson.

 

Musik für Menschen jenseits der Siebzig: Anfang 2010 beauftragte die Stuttgarter Addy-von-Holtzbrinck-Stiftung den Komponisten Bernhard König, in einem mehrjährigen künstlerischen Forschungsprojekt neue Konzepte für das Singen und Musizieren im Alter zu entwickeln.

Welchen Beitrag vermag ein experimentelles, stilistisch unkonventionelles Musikverständnis zu leisten, um den Bedürfnissen, Fähigkeiten und stimmlichen Ausdrucksmöglichkeiten alter Menschen entgegen zu kommen? Kann es – jenseits von Volkslied, deutschem Schlager und klassischem Chorgesang – noch eine ganz andere „Musik für Alte“ geben? Das sind die Fragen, denen über zweieinhalb Jahre hinweg im Rahmen dreier höchst verschiedener Teilprojekte nachgegangen wird – an drei Orten, die für drei extrem unterschiedliche Daseinsformen von "Alter" stehen: Einem Chor für experimentierfreudige Sängerinnen und Sänger ab siebzig, einem Altenpflegeheim und einem Hospiz.

(alle Fotos: Jane Dunker)

Experimentalchor Alte Stimmen (Köln)

Bei vielen Menschen verändert sich die Stimme im Alter. Unser Ohren, geprägt durch CD, Funk und Fernsehen, nehmen diese Veränderungen häufig als Defizit wahr. Doch eine ältere Stimme gewinnt zugleich an Charakter, wird individueller: Wenn ältere Menschen singen, dann kann das eine für uns Jüngere unnachahmliche expressive Kraft haben.

In der Klangästhetik eines herkömmlichen klassischen Chores, in der Oper oder in der kommerziell geglätteten Fernseh-Volksmusik ist für solche „alten Stimmen“ wenig Raum. Aber es gibt durchaus auch Beispiele für die Schönheit einer „faltigen“ und ganz individuellen Stimme: Von der privaten Erinnerung an die Schlaflied-singende Oma bis hin zu den markanten Stimmen eines Tom Waits oder eines Louis Armstrong, die viele gerade wegen ihrer Andersartigkeit faszinieren.
Im Experimentalchor „Alte Stimmen“ wird gemeinsam nach neuen Tönen für alte Stimmen gesucht. Im künstlerischen Dialog zwischen Chor und Leitungsteam entstehen neue Improvisationen, Chorsätze und Arrangements, die ganz auf die Ideen, Erfahrungen und Fähigkeiten der Teilnehmenden zugeschnitten sind.

Mit Unterstützung der Addy-von-Holtzbrinck-Stiftung kann der Experimentalchor auch nach Abschluss des Projektes (2012) weiter fortgeführt werden.

Weitere Informationen zum Experimentalchor Alte Stimmen

 

 

Musik im Altenheim (Stuttgart)

Das Generationenzentrum Sonnenberg in Stuttgart-Degerloch umfasst neben dem stationären Altenheimbereich auch eine ambulanter Tages- und Kurzzeitpflege sowie 30 angeschlossene Wohnungen für ein autonomes „betreutes Wohnen“. Vor allem aber – und hieraus bezog die musikalische Arbeit entscheidende Impulse – vereint es Seniorenheim und Kindergarten unter einem Dach.

In enger Zusammenarbeit mit hauseigenen Kräften sowie mit verschiedenen Gastensembles und Schulen wurden hier über drei Jahre hinweg neue Konzepte für das Musizieren mit Altenheimbewohnern entwickelt: Volksliedspiele, musikalische Gruppengymnastik, biographische Kompositionen und vieles mehr.

 

Die musikalische Arbeit vor Ort wird nach Abschluss des Projektes von Studierenden des Studiengangs Elementare Musikpädagogik der Musikhochschule Stuttgart fortgeführt (Betreuung: Prof. Gudrun Bosch).

Weitere Informationen zum Teilprojekt „Musik im Altenheim“

 

 

Musik im Hospiz (Stuttgart)

Das Hospiz Stuttgart verbindet ambulante Angebote und derzeit acht stationäre Pätze mit palliativen Beratungsangeboten und einer begleitenden Akademie-Arbeit (Elisabeth-Kübler-Ross-Akademie für Bildung und Forschung).

Das Angebot "Musik im Hospiz" fand alle vier bis fünf Wochen im Rahmen von ca. 3-4 halbtägigen Aufenthalten statt. In Einzelbegegnungen und Hausmusiknachmittagen wurden neue Formen eine musikalischen Sterbebegleitung für Patienten und Angehörige erprobt.

Das Programm wurde zunächst von Bernhard König allein bzw. zusammen mit Patrizia Birkenberg und Bettina Wackerbarth als musikalische Assistentinnen gestaltet. Im dritten Jahr (2012) wurden dann wechselnde Kolleginnen und Kollegen als Gastmusiker hinzugezogen.

Weitere Informationen zum Teilprojekt "Musik im Hospiz"