Von Menschen und ihren Liedern erzählt dieses mehrjährige Projekt. Von Menschen unterschiedlicher Generationen, Gesellschaftsschichten und kultureller Herkunft: Dörflern und Großstädtern, Alteingesessenen und Zugereisten, Behinderten und Nichtbehinderten. Vom Kindergartenkind bis zur Greisin, vom Operntenor bis zum Obdachlosen, vom „Promi“ bis zur „Illegalen“.
Es erzählt von „Heimatliedern“ und „Volksmusik“ nicht in irgendeinem stilistischen, sondern in einem ganz wortwörtlichen Sinn. Von Kinderliedern und Werbejingles, von Kirchenchorälen und Hetzgesängen, von Opernarien und Schlagern, die zu einem Stück eigener Lebensgeschichte geworden sind. Die für eine ganz besondere Geschichte, Stimmung oder Erinnerung stehen: Erste Verliebtheit oder traumatische Abneigung. Tiefe Trauer oder überschäumende Lebenslust. Inbegriff glücklicher Kindheit oder beklemmender Anklang an dunkle Zeiten.
Und es erzählt damit zugleich auch von Liedern, die – ganz unabhängig von ihrer „objektiven“ Herkunft – zu einem Teil dieses Landes geworden sind. Deutsche Weisen: Das können Geschichten sein, die von türkischem Hip Hop, bayerischer Blasmusik oder russischem Heavy Metal handeln. Von Musik, die seit Generationen zu einer Region gehört – oder die erst kürzlich im Reisegepäck aus einem fernen Land mitgebracht wurde.
In ihrer Gesamtschau erzählen diese Lebenslieder damit zugleich auch vom „Deutschsein“: von Heimatverbundenheit und Wurzellosigkeit, von Ausgestoßenen und Zugewanderten, von Generationenkonflikten und der Suche nach Identität. Gerade, weil hier ein anekdotischer und radikal subjektiver Blickwinkel eingenommen wird, Lieder nicht als „Kulturgut“ verstanden werden, sondern als Träger ureigener Erinnerungen und persönlicher Assoziationen, entsteht zugleich auch ein allgemeingültiger Bilderbogen vielerlei Deutscher Weisen: Hunderter Weisen, in diesem Land zu leben und sich in ihm zu verorten.