Revierorgeln (2010-11)

Kinder erobern sich die Orgel: Eine Bildergalerie

Kompositionsauftrag der Philharmonie Essen. Idee und Instrumentenbau: Christian Zech. Projektleitung und konzertpädagogische Betreuung: Barbara Volkwein. Komposition und Textbuch: Bernhard König. „Expedition Klassik“, das Educationprogramm der Philharmonie Essen, wird finanziert von der Peter-Ustinov-Stiftung.

 

Vier Essener Grundschulklassen haben sich über mehrere Monate hinweg mit der Orgel beschäftigt und sich dieses unnahbare Instrumente auf unterschiedlichste Weise angeeignet. Die folgenden Fotos aus Proben und Aufführung illustrieren diesen Prozess einer lustvollen und spielerischen Eroberung.

 

 

September: Musikspiele im Klassenzimmer

Fotos: Christoph Müller-Girod

 

 

Erste Wahrnehmungs- und Improvisationsübungen mit den vier beteiligten Schulklassen, angeleitet von Barbara Volkwein (Philharmonie Essen) und Christian Zech (Büro für Konzertpädagogik).

 

 

 

Oktober: Orgelbau-Werkstatt

Fotos: Christoph Müller-Girod und Barbara Volkwein

 

Unter Anleitung von Christian Zech konstruieren und bauen die Schüler Phantasieorgeln und Klangerzeuger: Von der Röhrinette bis zur Gespensterglockentrommelmaschine.

 

 

O-Töne Schüler:

„Das Instrument heißt Glasglockenspiel. Das haben wir gebaut aus Gläsern, dann haben wir das befestigt mit Tesafilm und mit einer festen Schnur an eine Holzlatte gemacht. Die dicke Holzlatte haben wir für die Gläser genommen. Und die dünne Holzlatte haben wir für die Schrauben.“
„Das sind Rasseln mit Kronkorken und Glocken und Schlüsseln. Wir haben dann auch noch die Glocken und die Schlüssel extra festgemacht, damit die sich nicht verhaken.“
„Wir haben erst Holz genommen und dann haben wir Schrauben angeschraubt und verschiedenen Draht genommen, dünn, dick, normal, damit das anders klingt.“

 

 

 

November: Erste Besichtigung der großen Konzertorgel

Fotos: Christoph Müller-Girod

 

Im Rahmen einer Exkursion zur Essener Philharmonie lernen die Schüler erstmals die große Konzertorgel im Alfried Krupp Saal des Essener Philharmonie mit ihren 4502 Pfeifen kennen.

Orgelbauer Robert Kleine und Organist Marcus Strümpe müssen viele Fragen beantworten:
„Wie lange hat es gebraucht, bis die Orgel fertig war?“
„Wie lang sind die Pfeifen?“
„Welche Orgel ist die größte Orgel auf der Welt?“
„Wie viel kostet eine Orgel?“

 

 

O-Töne Schüler:

„Gigantisch!“
„Das war fantastisch, diese große Orgel.“
„Das war so richtig laut.“
„Die war so große wie ein Riese.“
„Das war sehr laut und cool.“
„Und wo ich das erste Mal reingekommen bin, hab ich gedacht, das ist nur so Klassik-Musik, aber dann hat mir das doch gefallen.“
„Das klang manchmal so wie in den Horrorfilmen, wenn die Vampire kommen, dann kommt immer „Du-du-duuuuuu!“, so richtig wie Horrormusik."

 

 

November: Bühnentraining in der Philharmonie

Fotos: Christoph Müller-Girod

 

Die Exkursion dient nicht nur dazu, die Konzertorgel kennen zu lernen, sondern sich auch mit der großen Philharmoniebühne vertraut zu machen, auf der in zwei Monaten die Aufführung stattfinden soll.

 

 

 

Januar: Schlussproben in der Philharmonie

(Fotos: Jane Dunker)

 

Mittlerweile sind vier Geschichten von seltsamen „Orgelbewohnern“ entstanden. So wie sich die Kinder selbst über mehrere Monate hinweg dieses fremde Instrument erobert haben, haben auch die erfundenen Orgelbewohner zwischen Orgelpfeifen und Windkanälen ein Zuhause gefunden.
Bernhard König hat zu diesen Geschichten eine Musik geschrieben, in der die philharmonische Konzertorgel und die selbstgebauten Kinderorgeln ebenso zum Einsatz kommen, wie die insgesamt zwanzig Herkunfts- und Muttersprachen der beteiligten Schülerinnen und Schüler.

 

 

 

Orgelbewohnergeschichte Nr. 1 (Auszug):

"In einer Orgel lebte einst ein Schwarm von wilden, hungrigen Piranhas. Und das kam so: Nach tagelangem Regen und Sturm und Tornado und Überschwemmung war die Orgel bis oben hin voller Wasser gewesen. Ein Schwarm von Piranhas hatte sich dort eingenistet und es gefiel ihnen eigentlich recht gut zwischen all den Pfeifen und Windkanälen..."

 

 

 

 

"Eines Nachts aber kam eine Bande Einbrecher in den Konzertsaal geschlichen. Zwar gelang es den Piranhas, die Einbrecher in die Flucht zu schlagen – doch einer von ihnen hatte in seinem Einbrecherrucksack eine Orgelpfeife mitgenommen."

 

 

 

 

Orgelbewohnergeschichte Nr. 2 (Auszug):

„In einem Konzertsaal stand eine große Orgel. Manchmal wurde darauf gespielt, manchmal stand sie einfach nur so da. manchmal war sie laut, manchmal leise – eigentlich war alles ganz normal, wie bei jeder anderen Orgel auch. Doch einmal im Monat, bei Vollmond, wenn die Uhr Mitternacht geschlagen hatte, geschahen dort seltsame Dinge...“

 

 

Orgelbewohnergeschichte Nr. 3 (Auszug):

„In einer Orgel lebte einst eine käsebrotkauende Schlumpffamilie. Und das kam so:
Erschöpft und hungrig vom langen Üben hatte der Orgelspieler sich ein Käsebrote ausgepackt und dann den Saal verlassen, um sich ein wenig die Beine zu vertreten. Angelockt vom köstlichen Käsebrotduft war eine Schlumpffamilie herbeigeschlichen. Doch Käsebrotessen macht müde. Die Schlümpfe schlüpften, einer nach dem anderen, in eine große Orgelpfeife und fielen in tiefen Schlumpfschlaf. Als der Organist zurückkam ahnte er nichts von einer schlafenden Schlumpffamilie und wollte weiterüben. Doch eine Orgelpfeife klang irgendwie komisch...“

 

 

Orgelbewohnergeschichte Nr. 4 (Auszug):

„Eines Tages waren die Tiere aus dem Zoo geflüchtet. Doch wohin sollten sie nun gehen? Direkt neben dem Zoo stand ein großes Konzerthaus. Sie nickten sich kurz zu – und dann ging es los: Der Bär brach die Tür auf. Das Känguru boxte den Pförtner k.o. und alle galoppierten und hoppelten und krochen und trampelten in den Konzertsaal hinein. Die Maus krabbelte in einen Schlauch hinein der Schimpanse turnte über die Pedale die Schlange schlängelte sich durch die Orgelpfeifen und der Elefant machte sich im Inneren der Orgel breit.
Es dauerte nicht lange, und die Nachricht vom Zoo in der Orgel verbreitete sich im ganzen Land. Jeden Tag kamen viele Besucher, um den Tieren bei ihren Auftritten zuzuschauen.“

 

 

Januar: Das Konzert

Fotos: Sven Lorenz

 

 

 

 

 

 

Die Mitwirkenden:

Klassen 3a und 3b der Grundschule Nordviertel (LeherInnen: Leo Beitzel, Julia Frank, Dorothee Schrage, Angela Offermann, Jutta Zimmermann).

Klasse der Pestalozzischule (Lehrerinnen: Karin Badke, Christiane Engler, Kerstin Schlenger)

Klasse 3a der Hövelschule (Leherin: Birgit Theuer)

Idee und Instrumentenbau: Christian Zech

Konzertpädagogische und organisatorische Leitung: Barbara Volkwein

Textbuch, Musik und Regie: Bernhard König

Orgelsolist: Marcus Strümpe

Schauspieler: Wolfram Boelzle

Moderation: Barbara Volkwein und Christian Zech

Videotechnik: Jan Ehden und Christoph Müller-Girod

Orgelführung: Robert Kleine (Orgelbau Kuhn AG)