Tempo! Tempo! (2007)

Rasende Reporter und schnelle Musik
Schwerpunktsendung für WDR 5 LILIPUZ - Radio für Kinder (Redaktion: Stephanie Weber). In Zusammenarbeit mit der Katholischen Grundschule Pulheim-Stommeln und der musikFabrik. Autor und Projektleitung: Bernhard König.

35 Schülerinnen und Schüler der KGS Pulheim-Stommeln schlüpfen i die Rolle von Radioreportern und setzen sich mit der Komposition Rush Hour in Celestial Streets von Martin Smolka (UA) auseinander. Die erarbeiteten Reportagen wurden im Rahmen einer einstündigen Sondersendung der Reihe „Lilipuz“ auf WDR 5 ausgestrahlt.

 

 

Beispiele aus dem Manuskript der Sendung

 

1) KINDER-REPORTAGE: Auf der Suche nach der schnellen Musik
(11.1) O-TON KINDER
(Ragtime, Kinder singen mit.)

(11.2) MUSIK IM HINTERGRUND
(Ragtime)

(11.3) CEDRIC:
Diesmal sind wir nicht in der Probe, sondern in einem richtigen Konzert mit der Musikfabrik. Vor wenigen Minuten sind viele Menschen in den Saal geströmt, dann kam nach ein paar Minuten der Dirigent auf die Bühne und verbeugte sich und die ganzen Zuschauer klatschten. Dann kamen die Musiker hinterher. Und nun spielen sie zusammen genau das gleiche Stück, das sie uns schon vor zwei Tagen in der Probe vorgespielt, erst zu langsam und dann zu schnell. Hier im Konzert spielen sie es natürlich genau richtig.

(11.4) MARC:
Die meisten von uns sitzen unten im Publikum, aber Nils, Lucia und noch ein paar andere von uns dürfen sich das Konzert von oben aus dem Tonmeisterstudio anhören. Das Studio ist direkt über der Bühne und man kann von hier oben auf alle Musiker hinunterschauen. Und weil das Publikum uns hier nicht hören kann, können wir hier ausnahmsweise auch einmal laut mitsingen.

(11.5) O-TON KINDER
(Ragtime, Kinder singen mit.)

(11.6) CEDRIC:
Eigentlich sind Nils und Lucia aber wegen einem ganz anderen Stück gekommen. Wir sind ja auf der Suche nach einem möglichst schnellen Stück, und in diesem Konzert gibt es ein Stück mit dem Titel „rush“. Das ist englisch und heißt auf deutsch „rennen“ oder „jagen“ oder „hetzen“. Nach einer Weile ist das erste Stück zu Ende und „rush“ beginnt. Nun sind Lucia und Nils sehr gespannt.

(11.7) MUSIK [CD]
(Rush)

(11.8) MARC: (Musik im Hintergrund weiter)
Lucia und Nils sind ein bisschen enttäuscht.

(11.9) O-TON KONZERTREPORTAGE
Das Stück heißt ja „rush“, ne?, aber das ist gar nicht so schnell

(11.10) O-TON KONZERTREPORTAGE
Eben hab ich mich auch schon erschrocken, als das losging, aber jetzt bleibt das irgendwie nur ruhig.

(11.11) CEDRIC: (Musik im Hintergrund weiter)
Dieses Stück haben sich Lucia und Nils ganz anders vorgestellt. Sie haben etwas schnelles und hektisches erwartet, und nun klingt es so langsam und komisch.

(11.12) O-TON KONZERTREPORTAGE
Es passiert immer noch ganz, ganz wenig
Also irgendwie finde ich’s ja auch cool. Ist so ganz leise. Kann man schön entspannen.
Und jetzt klopfen die mit dem Hammer auf ein hohles Eisenrohr und dann halten die das ins Wasser, das gibt dann irgendwie so ein höheren Ton.
Es wird immer leiser und leiser und ich weiß gar nicht, warum der Dirigent sein Taktstock noch bewegt, aber man hört so’n leises schschsch...
Ja und das, das ist jetzt das Gegenteil von „rush“, das ist keine laute Musik, keine schnelle Musik, // Ich weiß nicht, warum der Komponist das so genannt hat, das ist echt das Gegenteil von rush.
Also das ist ne Musik, die fast nur aus Pausen besteht und fast gar nicht spielen.

(11.13) CHARLOTTE:
Warum dieses Stück so anders ist, als wir es uns vorgestellt haben, erfahren wir in einem Interview mit dem Komponisten, Herrn Smolka. Herr Smolka kann nur ganz wenig deutsch sprechen, deshalb ist eine Übersetzerin mit dabei.

(...)

 

2) KINDER-REPORTAGE: Wie sich das Tempo verändert hat
(6.1) OMA:
Zunächst mal muss ich euch sagen, das Wort Schulbus war für uns unbekannt...

(6.2) LUCIA:
Das ist Oma Anneliese.

(6.3) OMA:
Da musste ich also jeden Morgen 20 Minuten zu Fuß gehen, bis zur Straßenbahn, die fuhr schon. Und ganz allmählich (...) ein Auto fuhr.

(6.4) LUCIA:
Oma Anneliese ist 84 Jahre alt, hat grau-braune Haare und trägt eine Brille. Und im Gegensatz zu den Menschen am Kölner Hauptbahnhof hat sie genug Zeit für ein Interview mit uns. Sie kommt dafür sogar extra in unsere Schule. Hier erzählt sie uns, welche Fahrzeuge es in ihrer Kindheit gab und welche noch nicht.

(6.5) OMA:
Als ich in eurem Alter war (....) zur Hauptstraße gelaufen (...) da wollten wir mal ein Auto sehen. (...) ganz stolz, wenn wir denn eins mal gesehen haben.

(6.6) CHRISTIAN:
Wenn Oma Anneliese in den Ferien verreisen wollte, dann war das eine ziemlich aufwändige Angelegenheit. Dabei ist sie noch nicht mal nach Mallorca oder Italien verreist. Sondern viel, viel näher.

(6.7) OMA:
Wenn wir in Ferien fuhren, fuhren wie meistens zu meinem Großvater. (...) in der Nähe von Neuss (...) mit dem Zug, oft umsteigen (...) eine Stunde Fußweg (...)

(6.8) CHRISTIAN:
Wie schnell ein solcher Zug oder ein Auto damals gefahren ist, das konnte uns Oma Anneliese leider nicht genau sagen. Deshalb haben wir im Internet nachgeschaut.

(6.9) JOHANNA:
Die ersten Eisenbahnen konnten 35 Stundenkilometer fahren. 1850 war das, da war Oma Anneliese allerdings noch gar nicht geboren.

(6.10) CHRISTIAN:
Den Leuten ist damals ganz schwindelig geworden von diesem rasenden Tempo. Kein Wunder, sie kannten ja auch nur eine Pferdekutsche. Und die fuhr ungefähr sechs bis zehn kmh.

(6.11) JOHANNA:
Und die allerersten Autos, die haben gerade mal 15 Stundenkilometer geschafft. Tja, das sieht heute schon ein bisschen anders aus.

(6.12):
Collage: schnelle Autos von Quartett-Kartenspiel.

(6.13) CHRISTIAN:
Und was hätte Oma Anneliese wohl als Kind gesagt, wenn ihr damals jemand von einem Auto erzählt hätte, das über 400 Stundenkilometer fährt?

(6.14) OMA:
Ich hätte gesagt, das sind Märchen... nicht für möglich gehalten.

(6.15) LUCIA:
Aber eines ist nicht schneller geworden, sondern genau gleich geblieben: Das Tempo von Liedern. Wir haben zusammen nach einem Lied gesucht, das wir aus dem Musikunterricht kennen und das Oma Anneliese als Kind auch schon gekannt hat. Und sie hat dieses Lied damals genauso schnell gesungen wie wir heute.

(6.16) GESANG KINDER – GESANG OMA:
"Jetzt fahr'n wir über' See.."