WDR 3 „Papageno – Musik für Kinder“ in Zusammenarbeit mit dem Studio für Klangdesign des WDR. Redaktion: Ulrike Gruner. Erzähler: Klaus der Geiger
In den Jahren 1999 und 2000 schrieb und inszenierte Bernhard König im Auftrag der WDR-Redaktion „Papageno – Musik für Kinder“ und in Zusammenarbeit mit dem „Studio für Klangdesign“ des WDR eine Reihe von teilweise aufwändig gestalteten Kurzhörspielen.
"Frau Heinz und das Geräusch" erzählt zwei Geschichten: Die eines Geräusches, das seine Heimat sucht, und die von der einsamen Frau Heinz, die sich im Kopf die Klänge ihrer Umwelt zu Musikstücken zusammenfügt. Es entstand anlässlich einer Papageno-Sendung über den Komponisten John Cage.
Beispiel aus dem Textbuch
Es war einmal ein Geräusch, das wusste nicht, wo es herkam. Irgendwann vor langer Zeit musste es sich wohl verirrt haben, und nun streifte es durch die lärmende Großstadt und suchte verzweifelt seine Heimat.
Am anderen Ende der Stadt lebte in einem großen Mietshaus die einsame Frau Heinz. Drei mal am Tag öffnete die einsame Frau Heinz das Fenster zum Hinterhof und schaute 25 Minuten lang hinaus: Morgens nach dem Frühstück, also von 8 Uhr 35 bis 9 Uhr. Dann noch einmal nach dem Mittagessen, also von 12 Uhr 35 an. Und dann schließlich nach dem Nachmittagstee, also von 16 Uhr 5 bis 16 Uhr 30.
Eines Tages schaute die einsame Frau Heinz dem Hausmeister dabei zu, wie er quer über den Hof ging, und da merkte sie auf einmal, dass der ja gar nicht ging, sondern in Wirklichkeit tanzte. Er tanzte zu der Klaviermusik von dem kleinen Jungen aus dem 3. Stock. Oder war es vielleicht umgekehrt, und der Junge spielte zu den Schritten des Hausmeisters? Auf jeden Fall, immer wenn die Musik plötzlich anhielt, dann blieb der Hausmeister stehen. Oder manchmal blieb er auch extra nicht stehen, sondern ging erst recht weiter. Obwohl die Musik anhielt. Jedenfalls, egal ob er anhielt oder weiterging, es passte immer haargenau zur Musik. Manchmal direkt und manchmal als Gegenteil.
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