Schräge Musik

Miniaturen für Instrumentalanfänger

Szenische Kammermusiken, Kurzhörspiele, Klanggeschichten und Mini-Performances in unterschiedlichen Besetzungen für Instrumentalanfänger. Die ersten Stücke des Zyklus entstanden 1998 im Rahmen eines Modellprojektes in Zusammenarbeit mit der Rheinischen Musikschule Köln. Seither wird der Zyklus „Schräge Musik“, wo immer sich eine Gelegenheit bietet, fortgesetzt.

 

Zur Idee von „Schräge Musik“
Beispiel: Textbuch "Flötinnenballett"
Verzeichnis der aktuell vorliegenden Stücke
Pressestimmen
Bezugsquellen / "Schräge Musik" als Kurzhörspiel

 

Zur Idee von „Schräge Musik“

 

Schräge Musik entsteht in der Musikschulpraxis für die Musikschulpraxis. Im unmittelbaren Dialog mit verschiedenen Instrumentallehrern und ihren Schülern werden neue Stücke für Instrumentalanfänger kreiert: Kurzhörspiele, Klanggeschichten und Mini-Performances für Kinder, die vielleicht gerade mal drei Töne auf „ihrem“ neuen Instrument spielen können. Musik, die Spaß macht und gleichzeitig hilft, das eigene Instrument zu erforschen oder von einer anderen Seite kennen zu lernen.
Schräge Musik versucht in zweifacher Hinsicht Lücken zu schließen: Aus der Perspektive der Instrumentalpädagogik sollen vorrangig solche Bereiche berücksichtigt werden, die bislang - trotz eines florierenden Marktes an Instrumentalschulen - weitgehend unbeackert blieben. Aus der Perspektive der Neuen Musik soll versucht werden, einer Musiksprache, die gemeinhin als elitär und schwer vermittelbar gilt, ein Stück Bodenhaftung zu geben und den Kontakt mit ihr für Instrumentalschüler, deren Lehrer und Eltern ein wenig selbstverständlicher werden zu lassen.
Wichtigstes Kriterium ist dabei der Praxisbezug. In der Anfangsphase des Instrumentalspiels treten immer wieder grundlegende technische Probleme der Tonerzeugung, Motorik, Koordination oder Intonation auf, denen man mit dem bloßen melodischen Spiel nur unzureichend gerecht werden kann.
Normalerweise wird in der Unterrichtspraxis in solchen Momenten auf improvisatorische, den Schülern verbal vermittelte Übungen zurückgegriffen: Klatsch- , Klopf- oder Zählspiele zum Erlernen bestimmter Rhythmen; bei den Blasinstrumenten Atemübungen zur Lufteinteilung oder Ansatzübungen auf dem abmontierten Mundstück; bei den Streichern Pizzikati, stumm gegriffene Melodien oder Spiel mit leeren Saiten.
Die gängigen Instrumentalschulen enthalten entsprechende Anregungen zwar mitunter in Form von verbalen oder bebilderten Hinweisen, führen sie aber kaum in eigenen durchkomponierten Stücken aus. Auf diese Weise erscheint mancher Übungsschritt leicht als notwendiges Übel auf dem Weg zum eigentlichen Ziel: „richtige“ Lieder spielen zu können.
Die Ästhetik der Neuen Musik eröffnet die instrumentalpädagogische Chance (und für den Komponisten zugleich die kompositorische Herausforderung), gerade diese „Abfallprodukte“ des instrumentalen Lernprozesses als Ausgangspunkt für eigenständige Stücke zu begreifen, bei denen für die Schüler der Spaß und die eigene Kreativität im Vordergrund stehen.

 

Beispiel: Textbuch Flötinnenballett

Das "Flötinnenballett" entstand zusammen mit sechs Querflötenschülerinnen, die allesamt erst seit ca. einem halben bis dreiviertel Jahr Unterricht hatten. Drei Flöten werden als Musikinstrument eingesetzt, die anderen als Requisiten eines parallel ablaufenden Puppenspiels. In der Mitte des zweiteiligen Stückes kann getauscht werden, so dass jede Spielerin sowohl als Musikerin als auch als Puppenspielerin zum Einsatz kommt.

Textbuch und Choreographie wurden in direkter Zusammenarbeit mit den sechs Spielerinnen der Uraufführung entwickelt. Einige Auszüge aus dem Textbuch:

SPRECHER(IN):
Vor vielen, vielen Vierteltakten,
da lebte in einem fernen Notensystem
eine einsame Flötin.

Musik: Flötinnen-Thema
Szene: Die Flötin tritt auf.

SPRECHER(IN):
Obwohl die einsame Flötin wirklich sehr, sehr einsam war ...

Musik: Einsamkeits-Thema

SPRECHER(IN):
... ließ sie sich von ihrer Einsamkeit nicht weiter stören ...

Szene: Die Einsamkeit tritt auf und wird von der Flötin davongejagt. (NB: In der Fassung der Uraufführung wurde die "Einsamkeit" durch eine Wärmflasche verkörpert)

SPRECHER(IN):
... bis eines Tages der Wind von weit weg eine wundervolle Melodie herbeitrug.

Musik: Melodie aus der Ferne.

SPRECHER(IN):
Zu gerne hätte die Flötin den Spieler dieser Melodie kennengelernt.
„Hallo“ sprach da die Einsamkeit, „Entschuldigung; ich will ja nicht stören.
Aber...“ (Fieses Grinsen der Sprecherin)

Musik: Einsamkeits-Thema
Szene: Die Einsamkeit tritt erneut auf und stört: mit Fahrradklingel, Wecker, Hupe u.s.w...

SPRECHER(IN):
Irgendwann wurde es der einsamen Flötin zu bunt mit ihrer blöden Einsamkeit
und sie machte sich auf die Reise, um den Urheber der schönen Melodie zu finden ...

(...)

SPRECHER(IN):
Viele gefährliche Abenteuer hatte die einsame Flötin auf ihrer langen Wanderung erlebt und war schließlich mitten im Urwald gelandet.
Dort, inmitten einer grünen, sonnenbeschienenen Waldlichtung, saß ein einsamer, schüchterner Flaut.

Musik: Flauts Thema.

SPRECHER(IN):
Wie verzaubert war die Flötin von dem einsamen, schüchternen Flaut und seiner schönen Melodie.
Doch was macht eine Flötin, wenn sie einen jungen, attraktiven
Flaut vor sich hat? Natürlich: sie fl---örtet!

Musik: Flöten-Flirt

SPRECHER(IN):
Flaut und Flötin flörteten, dass es eine wahre Lust war.
Und wenn der Haushalt und die vier Kinder es zulassen, dann flörten sie manchmal noch heute.

Szene und Musik: Flaut und Flötin, zusammen mit vier kleinen Blockflöten-Kopfstücken als Nachwuchs.

 

Schräge Musik: Verzeichnis der lieferbaren Stücke

 

Trompete solo (mit Darstellern ad libitum):
Der große und weltberühmte Circusdirektor P. begrüßt sein Publikum
Der große und weltberühmte Circusdirektor P. ist ein wenig verwirrt
Der große und weltberühmte Circusdirektor P. leidet an Gedächtnisschwund

Klavier solo und zwei Blockflöten:
Stummes Lied
Spieldosenlied
Schleichgruselschreckmusik
Clownsnase
Glockenklong
Komischer Traum

Streichquartett:
Schneckenwalzer
Löwenjagd
Herr F. läuft betrunken um eine Litfass-Säule und findet den Ausgang nicht
Professor K. versucht, einen Roboter zu erfinden

Horn solo (mit Sprecher ad libitum):
Elefantenfußball (2. Liga)

Drei bis sechs Querflöten:
Flötinnenballett (Reisen und Abenteuer einer einsamen Flötin)

Kammerensemble (Ob., Altsax., Klar., Vl., Vc., Klav.) mit Sprecher:
Ahnenjagd (mehr Informationen)

 

Schräge Musik: Pressestimmen

(...) In den Kompositionen Schräge Musik sollen Klänge der Neuen Musik den Schülern auch im Anfang des Instrumentalunterrichtes zum selbstverständlichen Umgangston werden. (...) Die üblichen Muster der Rezeption von Musik wurden erfrischend aufgebrochen. Das Ergebnis war nicht ein Werk von einem Komponisten, der zu Hause an seinem Schreibtisch schafft und das erst nach langer Einstudierung hörbar wird, sondern ein Prozess eines für alle Seiten lebendigen Austauschs. (...)

(nmz, November 1999)

 

Bezugsquellen / Kurzhörspiele

 

Aufführungsmaterial „Schräge Musik“ sowie Informationen zu Einführungsworkshops oder neuen Auftragskompositionen über das Büro für Konzertpädagogik.

 

Folgende Stücke aus dem Zyklus "Schräge Musik" liegen als Kurzhörspiele vor
(Produktion: WDR 3, Papageno - Musik für Kinder):

Elefantenfußball (2. Liga)
Flötinnenballett (Reisen und Abenteuer einer einsamen Flötin)
Löwenjagd
Der große und weltberühmte Circusdirektor P. begrüßt sein Publikum
Der große und weltberühmte Circusdirektor P. ist ein wenig verwirrt
Der große und weltberühmte Circusdirektor P. leidet an Gedächtnisschwund