Uraufführung: 11. Juni 2006, Philharmonie Ludwigshafen. KiKo-Ensemble der Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz. Moderation: Andreas Helgi Schmid. Komposition, Textbuch und Regie: Bernhard König.
"Das Material der zeitgenössischen Musik feierte Einzug in die kindliche Phantasie. Das war ganz wunderbar."
(Die Rheinpfalz, 13. Juni 2006)
Eine mitternächtliche Schlossführung. Ein Kammerdiener stellt den Schlossbesuchern die Ahnengalerie vor: Baron von Gnomius, der Rostige Ritter, das eisige Höllengelächter... Die Hauptdarsteller dieses Konzertes aber sind die Kinder und Erwachsenen im Publikum. Sie lernen im Verlauf des Konzertes, schwerelos über Burgzinnen zu wandeln; sie messen sich mit dem Klopfgeist im Wett-Spuken und sie helfen dem alten Glöckner, die Turmuhr zu schlagen.
Mittwoch, 8. Mai, 11 Uhr (ausverkauft),
Sonntag, 12. Mai, 16 Uhr
Dienstag, 14. Mai, 11 Uhr (ausverkauft),
Donnerstag, 16. Mai, 11 Uhr
Sonntag, 19. Mai, 16 Uhr
Mittwoch, 22. Mai, 11 Uhr (ausverkauft)
Bildergalerie
Fotos: Maurice Korbel, 2011. Inszenierung des Theaters Freiburg (2011); Regie: Katharina Mohr und Andreas Helgi Schmid.
DER GLÖCKNER
Kurz vor Mitternacht quält er sich aus dem Bett:
der alte, müde Glöckner.
Und dann steigt er die Stufen der Turmtreppe hoch.
Und dann zieht er mühsam das Glockenseil.
Und zieht es zwölf mal...
DER ROSTIGE RITTER
Es lebte einst ein junger Ritter,
der war so flink,
dass er im Handumdrehn alle Gegner besiegte...
DAS BURGFRÄULEIN
Nachts bei Mondenschein
Erschien das Burgfräulein;
Manchmal etwas blässlich,
Doch meistens sehr verlässlich...
MITMACHAKTION: BURGZINNEN-WANDELN
DER NEBEL DES GRAUENS
Drunten in der Gruft
Da schlummert tief und friedlich
In fest verkorkten Flaschen
Der Nebel des Grauens...
MITMACHAKTION: IM NEBEL TAPPEN
DER KLOPFGEIST
... Radios laufen von alleine,
Gläser klirren laut im Schrank,
Uhren ticken schneller
Wasserhähne krähn ...
DAS HÖLLENGELÄCHTER
Erst ist es nur ein Kichern,
ein leises Glucksen, Prusten
doch dann - doch dann - doch dann
dann wird es lustiger
und immer lustiger
und immer lusti- lusti- lusti- lusti- lustiger...
BARON VON GNOMIUS
Baron von Gnomius
macht sich einen Spaß daraus,
jedermann und jede Frau,
egal, wo sie geht, steht, sitzt, liegt,
was sie tut oder spricht
nachzuäffen.
GEISTER !
Ein Mitmachkonzert für Geisterjäger und Gespenstergehilfen
ab acht Jahren von Bernhard König
Eine mitternächtliche Schlossführung. Ein Kammerdiener stellt den Schlossbesuchern die Ahnengalerie vor: Baron von Gnomius, der für seine 473 Jahre ganz schön kindisch ist.
Der Rostige Ritter, der meistens bewegungslos in einer Ecke des Turmzimmers steht und nur ganz selten sein Schwert hebt. Und das eisige Höllengelächter, das sogar den alten Kammerdiener noch das Fürchten zu lehren vermag. Die Hauptdarsteller dieses Konzertes aber sind die Kinder und Erwachsenen im Publikum. Sie lernen im Verlauf des Konzertes, schwerelos über Burgzinnen zu wandeln; sie messen sich mit dem Klopfgeist im Wett-Spuken und sie helfen dem alten Glöckner, die Turmuhr zu schlagen. Und wer weiß, ob die Musiker der Staatsphilharmonie ohne den Beistand des Publikums dieses Konzert überhaupt unbeschadet überstehen würden...?
GEISTER! ist ein Mitmachkonzert für Familien oder Schulklassen (ca. 3. bis maximal 6. Schuljahr), bei dem Ensemble und Publikum in einen engen musikalischen Dialog treten.
Dieser Dialog ist in der Partitur gewissermaßen „auskomponiert“. Anders als in herkömmlichen Kinderkonzerten wird hier also nicht eine bereits bestehende Musik durch Moderationen konzertpädagogisch aufbereitet oder durch eine Vermittlungsdramaturgie mit nachträglich ausgewählten Musikstücken kombiniert. Stattdessen sind die Komposition selbst und ihre Vermittlung an das Publikum zwei gleichberechtigte und zusammengehörige Bestandteile ein- und desselben Konzeptes.
Wenn zu Beginn, als eine Art Ouvertüre, das Ensemblestück GEISTERSTUNDE erklingt, wird diese Musik den Zuhörern fremd sein. Wenn das gleiche Stück am Ende des Konzertes in reduzierter Form noch einmal gespielt wird (DAS GANZ GROßE SPUKEN), dann werden die Kinder all seine Bestandteile wiedererkennen und mit ihnen vertraut genug sein, um diesmal selbst mitspielen (sprich: singen, pfeifen, trampeln, flüstern und mit Geräuschinstrumenten „spuken“) zu können.
Eingerahmt durch diese beiden Ensemblestücke, besteht das Programm GEISTER! aus einer Abfolge von kurzen, skurrilen Miniatur-Melodramen und gemeinsamen Mitmach-Aktionen. Jedes dieser Melodramen, die jeweils mit einem Soloinstrument und der Sprechpartie des KAMMERDIENERS besetzt sind, stellt einen merkwürdigen Geist (und mit ihm ein Musikinstrument) vor. Die anschließende Mitmachaktion bezieht sich auf die besonderen Fähigkeiten oder Eigenarten des jeweiligen Geistes und leitet aus ihr eine musikalische Aufgabenstellung ab. So führt beispielsweise der NEBEL DES GRAUENS zu der Aufgabe, Klang als räumliches Phänomen zu erleben und Klänge im Raum zu lokalisieren. BARON VON GNOMIUS, der alles und jeden nachäfft, animiert das Publikum dazu, Sprechrhythmen möglichst exakt zu imitieren. DER ROSTIGE RITTER fordert zu einem Wettstreit zwischen Publikum und Ensemble heraus, wer die „gefährlichsten“ (sprich: synchronsten, rhythmisch exaktesten und dynamisch pointiertesten) akustischen „Schwertschläge“ produzieren kann.
Die Figur des KAMMERDIENERS und die Arbeitsteilung zwischen ihm und einem dirigierenden Moderator sorgen dafür, dass dies alles nicht belehrend daherkommt, sondern unterhaltsam eingebettet ist.
Besetzung:
Ob / Bkl / Sax (Alt und Ten.) / Fg. / Klavier / Vl. / Vc.
Moderator („Kammerdiener“)
Ein Techniker (bei Bedarf)
Dauer:
Ca. 1h 20 min (inklusive Mitmachaktionen)
Zielgruppe:
Familien oder Schulklassen ab ca. 3. Schuljahr bis 6. Schuljahr
Der Moderator der Uraufführung:
Die Uraufführung und zahlreiche Folgeaufführungen (Ludwigshafen, Detmold, Düsseldorf und Freiburg) wurden von Andreas Helgi Schmid in der Rolle des "Kammerdieners" bestritten.
1986 in Darmstadt geboren wirkte Schmid als Schüler in der AG Neue Musik Grünstadt mit (u.a. in Bernhard Königs „Schloss-Spektakel“ für den Amtssitz des Bundespräsidenten).
Nach dem Abitur erfolgt die Aufnahme an der ‚Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst’ in Stuttgart. Seitdem war er in diversen Bühnen-, Film- und Fernsehproduktionen zu sehen und gehört seit 2009 zum Ensemble des Theaters Freiburg.
Kinder und Neue Musik, das sind zwei Welten, die angeblich nichts miteinander zu tun haben (...) Pustekuchen. Mit Melodien abseits von Dur und Moll können Kinder sehr wohl viel anfangen, wenn sie denn im richtigen Gewand daher kommen. (...) König nimmt die Kinder richtig ernst. Er weiß, dass sie immer neugierig sind. Aber das muss natürlich auch einen verstehbaren Zusammenhang haben.
(Lippische Landeszeitung, 14.11. 2006)
Die Tastenturmuhr signalisierte Glockenklang, die jaulenden und bizarren Klänge der Instrumente das Ächzen und Krächzen der toteon Seelen in den feuchten Gemäuern der Geisterburg. Der Kammerdiener im Frack mit weiß leuchtenden Handschuhen leitete wie ein vertriockneter Butler mit seiner zerbrechlichen Espenlaubstimme die Burgführung ein. (...) Pädagogik schlich sich ein: auf spielerische, lockere Weise und bemerkenswert komödiantisch. (...) Eine Oboe übersetzte die von den Kindern erfundenen Geisternamen in Klänge. Eine Bassklarinette mimte Höllengelächter. Ein Celloverwandelte sich in einen Klopfgeist. Ein Fagott irrte durch den „Nebel des Grauens“. Töne und Geräusche verbündeten sich. Das Material der zeitgenössischen Musik feierte Einzug in die kindliche Phantasie. Das war ganz wunderbar.